Gesundheitsinformation für Männer und Väter im Internet
väter aktiv hat an einem Fachkräfteaustausch – Exchange of Best Practice im Zuge des Erasmus+ Projekts „Gesundheitsinforma9on für Männer und Väter im Internet – Wie fördern wir Männergesundheit mit digitalen Medienangeboten?“ teilgenommen. Weitere Partner waren das SOWIT – Sozialwissenschaftliche Institut / Tübingen, die Apaakdemie / Budapest und der DMÖ – Dachverband Männerarbeit Österreich.
Im Projekt ging es unter anderem um folgende Themen hinsichtlich der digitalen Angebote von Gesundheitsinformation für Männer / Väter:
• Steigerung der Gesundheitskompetenz
• Seriosität der Information
• Klientengerechte Aufbereitung Bedienerfreundlichkeit
Männergesundheit ist für Männer und Väter ein Thema von hoher Relevanz. Männer stellen ihre gesundheitliche Selbstsorge viel weniger in den Fokus als Frauen, sie leben risikoreicher, sie ernähren sich ungesünder und sie sind einem höheren Suizidrisiko ausgesetzt. Zugleich stellen wir fest, dass die Angebote in diesem Bereich noch viel zu gering sind. Insbesondere Angebote der Gesundheitsinformation, die die Basis für Gesundheitskompetenz darstellt, müssen aus unserer Sicht ausgebaut werden. Aus unserer Sicht besteht ein hohen Bedarf an einem eigenständigen Angebot, das sich gezielt an Burschen, Männer und Väter richtet.
Wir gehen von der Tatsache aus, dass wir als Einrichtungen, die die Arbeit mit Männern und Vätern im Speziellen als Thema haben, zunehmend über ihre Websites mit ihren Klienten kommunizieren sollten. Dies hängt mit mehreren Faktoren zusammen:
• Unsere Klienten informieren sich generell gerne im Internet über Themen, die sie interessieren.
• Unsere Klienten wenden generell tendenziell die Strategie an, sich bei aufretenden Problemen zuerst einmal selbst zu helfen und somit auch die Gesundheitsinformationen ein Eigenregie einzuholen.
• Unsere Klienten möchten gerade dann, wenn sie Zeit dafür haben, die von ihnen benötigten Gesundheitsinformationen einholen. Oftmals ist dies am Wochenende, wenn unsere Journaldienste in der Regel nicht erreichbar sind. Die Niedergschwelligkeit ergibt sich aus der grundsätzlich leichten Zugänglichkeit zur angebotenen Information.
• Unsere Klienten legen häufig Wert auf Diskretion und weichen daher auf das Internet als Informationsquelle für Gesundheitsinformationen aus.
Männergesundheit ist ein wichtiges gleichstellungspolitisches Thema, was Kosten, Privilegien und Unterschiede zwischen Männern betrifft. Dabei springen zunächst vor allem die Kosten von Männlichkeit(en) ins Auge: Unterschiedliche Daten weisen auf eine Reihe von Problemen im Bereich der Männergesundheit hin, wie z.B. die in Österreich um etwa 5 Jahre geringere Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu Frauen oder die signifikant höheren Raten bei Lungenkrebs, Unfällen, Suiziden, Alkohol- oder Suchterkrankungen. Dies steht in engem Zusammenhang zu gesellschaftlichen Erwartungen an Männer: Ein sorgfältiger und vorsorgender Lebensstil wird abgewertet. Es dominieren (mediale) Männerbilder von Härte und Unverwundbarkeit. Schimpfworte wie „Warmduscher“ oder „Kurvenbremser“ zeigen diesen Druck auf Männer, sich stets hart und risikobereit zu zeigen. In der Folge überschätzen Männer die eigene Belastbarkeit. Gesundheitliche Überlegungen spielen eine untergeordnete Rolle. Riskante Verhaltensweisen in verschiedenen Lebensbereichen (Arbeit, Sport, Ernährung, Straßenverkehr etc.) spielen bereits bei männlichen Jugendlichen eine wich9ge Rolle, um sich als „richtiger Kerl“ wahrzunehmen und zu zeigen.
Für die Analyse der angebotenen Information im Internet zum Thema Männergesundheit wurde in mehreren Sitzungen ein Fragenkatalog erstellt, nachdem in jedem Partnerland recherchiert wurde.
Am besten ausgebaut ist die Situation in Deutschland. In den letzten 20 Jahren hat eine Thematisierung von Männergesundheit im Bereich der Gesundheitsbericht-erstattung, als notwendiger Aspekt zur Differenzierung von Gesundheitszielen und als zentrales männerspezifisches Gleichstellungsthema an Fahrt aufgenommen. Es gibt ein zentrales Männergesundheitsportal der BZgA sowie eine Seite der Stiftung Männergesundheit. In Österreich wurde vor 20 Jahren das Männergesundheitszentrum MEN gegründet, das seinen Fokus auf die psychosoziale Versorgung der Männer legt, im Jahr 2017 wurde in Salzburg das Institut für Männergesundheit gegründet. Nichtkommerzielle männerspezifische Gesundheitsangebote im Internet wurden allerdings nicht aufgebaut. In Ungarn und auch in Italien sind keine Ansätze einer Männergesundheitsstrategie erkennbar, es gibt auch von offizieller Seite keine spezifischen Angebote im Internet. Zudem ist auch im NGO- Sektor keine nennenswerte Initiative für die Männergesundheitsarbeit erkennbar (siehe Bericht des Treffens in Bozen).
Fazit
Die Problematik sich als Klient Gesundheitsinformationen zum Thema Männergesundheit zu besorgen, sehen wir in mehreren Dimensionen:
• Viele Websites, die Gesundheitsinformationen für Männer und Väter anbieten, sind kommerziell ausgerichtet und bieten daher keine neutrale Information an.
Demnach müssen Gesundheitsinformationen für Männer von öffentlicher Seite finanziert werden, der vorhandene Nutzen wird allerdings noch zu wenig erkannt.
• Viele Websites, die Gesundheitsinformationen für Männer und Väter anbieten, bieten keine Kontaktmöglichkeit zu Einrichtungen an, die eine fachlich fundierte Beratung bereit stellen, da es zu wenig (flächendeckende) Beratungsangebote für Männer zu Fragen ihrer Gesundheit gibt.
• Viele Webseiten, die Gesundheitsinformationen für Männer und Väter anbieten, sprechen diese entweder zu wenig an oder sind nicht leicht auffindbar bzw. unübersichtlich. Entsprechende Ressourcen für die technische Umsetzung sowie eine frühzeitige Einbindung von Expert*innen aus diesem Bereich ist erforderlich
• Foren für die nationale und internationale Vernetzung sind entscheidend für die Qualitätssicherung.
Hier das gesamte Projekthandbuch
Comments are closed.