Neun Monate um Vater zu werden
Bericht über die 1. Episode des Films „Geburt eines Vaters“ samt anschließender Diskussion
Die Weltgesundheitsorganisation hat die Beteiligung von Männern/Vätern während der Schwangerschaft, bei der Geburt und nach der Geburt als vorrangiges Ziel erklärt. Denn wissenschaftliche Studien belegen mehr als deutlich: Männer, die vor, während und nach der Geburt eingebunden sind, tragen dadurch kurz-, mittel- und langfristig zur Verbesserung der Gesundheit der gesamten Familie bei.
Die Sozialgenossenschaft „väter aktiv“ begleitete von 2015 bis 2017 Väter im Rahmen von Geburtsvorbereitungskursen (im Haus der Familie sowie Elki Lana bzw. Meran) und bietet Papa Start Up Kurse für frischgebackene Väter an, dabei wird auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter sowie die partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit thematisiert). Im Jahr 2019 wurden sechs regionale runde Tische zum Thema Väter rund um die Geburt veranstaltet. Im März 2021 wurde nun jeden Montag eine Episode des Dok-Films „Geburt eines Vaters“ online präsentiert und anschließend zu einer Diskussion mit Vätern und Fachpersonen geladen. Moderiert wurde die Filmreihe von Michael Bockhorni sowie Anna Sofia Fattor und Leonardo Almonti, PsychologInnen im Praktikum bei väter aktiv.
Der Dok-Film ist ein Projekt der Waadländer Hochschule für Gesundheit (Haute Ecole de Santé Vaud, HESAV) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen männer.ch, unterstützt durch Gesundheitsförderung Schweiz.
Achtzehn Väter aus der Romandie (französischsprachiger Schweizer Kanton) mit verschiedenen soziokulturellen Hintergründen sowie 14 perinatale Fachpersonen erzählen in einem Interview über ihre Erfahrungen vor, während und nach der Geburt. Dazu Best-Practice-Erfahrungen sowie Studienergebnissen mit 15 Empfehlungen.
In der ersten Episode “ Neun Monate, um Vater zu werden“ anläßlich des Equal Care Day am 1. März ging es darum wie Väter die Schwangerschaft ihrer Partnerin erlebten, ob sie ihre Partnerin zu den Schwangerschafts-kontrollen begleiteten und wie sie sich von Fachpersonen begleitet fühlten. Wie sie sich auf die Geburt und die Elternschaft vorbereitet haben, wann haben sie sich das erste Mal als Vater gefühlt und was für die Väter das Herausforderndste und Beste an der Schwangerschaft war.
Anschließend präsentierte die Psychologin Corinna Paul aus Wien die Ergebnisse ihrer Diplomarbeit über Väter bei Geburtsvorbereitungskursen vor. Die Einbeziehung von Vätern stärkt ihre Identität als Vater, Vaterschaft wird als Bereicherung erlebt, ihr Wohlbefinden wird gefördert und sie werden gelassener. Damit sind sie besser auf die Geburt vorbereitet, sie sind sicherer und wissen um die Unterstützungsmöglichkeiten.
Im Anschluss berichten die Väter Günther Götsch und Jakob Delago über ihre unterschiedlichen Erlebnisse und Erfahrungen rund um die Geburt ihrer Kinder. Beide haben den Austausch zwischen den Eltern bzw. Vätern sehr geschätzt, aber auch beobachtet dass Väter erst gegen Ende „aufgetaut sind und sich eingebracht haben.
Danach berichtete die Hebamme und EEH (Emotionelle Erste Hilfe) Beraterin Silvia Weissensteiner, daß sie sehr beeindruckt ist wie interessiert und engagiert die (werdenden) Väter heutzutage sind, auch wenn sie manchmal als „Anhängsel“ behandelt werden. Sie beklagt die Ausgrenzung der Väter bei den Vorsorgeuntersuchungen auf Grund der aktuellen Corona Maßnahmen und weist auf spezielle Fortbildungskurse für die Einbeziehung von Vätern in Deutschland hin.
Sara Passler vom Netzwerk der Elkis berichtet über das Projekt „Elkis all inclusive“ in welchem auch Väter bei den Elkis verstärkt angesprochen und einbezogen werden sollen.
Nach Aussagen von Sara Zanetti von der Berufskammer der Hebammen sind keine Daten vorhanden, wie viele Geburtsvorbereitungkurse auch mit männlichen Referenten bzw. eigenen Vätermodulen in Südtirol stattfinden.
Denis Iardino erzählte von den Aktivitäten mit Vätern im Alltogether / La Strada – der Weg in Bozen. Bruno und Miriam Plasinger berichten von den positiven Erfahrungen des Austausches zwischen Vätern beim Geburtsvorbereitungskurs in Leifers sowie vom monatlichen Väterkreis bei Melograno in Branzoll. Solche Möglichkeiten des Austauschs stärken die Väter und helfen ihnen die großen Herausforderungen und Veränderungen nach der Geburt zu bewältigen.
Zuletzt hat sich Barbara Dorfmann vom Sozialsprengel Gröden, welche Partner im Pilotprojekt im Frühe Hilfen sind, vorgestellt.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist hier zu sehen.