Die Anfangszeit als Vater
Bericht über die Online-Präsentation der 3. Episode des Films „Geburt eines Vaters“ samt anschließender Diskussion
In der dritten Episode „Die Anfangszeit als Vater“ am 15. März ging es darum wie sich die Väter fühlten, als Sie nach Hause kamen, ob sie Vaterschaftsurlaub nehmen konnten und wie sich das auf wen ausgewirkt hat, wie sie die Stillzeit erlebten, ob sie an der Entscheidung beteiligt waren, was ihr Baby zu essen bekommt und wie es nach der Geburt um das Sexualleben stand.
Im Anschluss berichtet Michael Kerschbaumer, Vater von zwei Kindern über seine Erfahrungen bei der Elternkarenz. Er hat bei der ersten Tochter zwei Tage pro Woche und bei der zweiten einen Tag pro Woche Väterkarenz über insgesamt ca. 3 Jahren genommen, welche er sich flexibel mit seinem Arbeitgeber, dem Planungsbüro Bergmeister und seiner Familie eingeteilt hat. Er war der erste und wurde so zu einem Vorbild, dem viele andere Väter in der Firma gefolgt sind. Er empfand diese Zeit sehr gewinnbringend, hat die Entwicklung seiner Kinder intensiv mitbekommen und eine starke Beziehung zu ihnen aufgebaut. Er hat u.a. nächtens die abgepumpte Milch verfüttert, um der Mutter einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen. „Manchmal war das in die Arbeit gehen wie Urlaub“ meinte er schmunzelnd.
Prof. Dr. Johannes Huber, Dipl.-Psych., Studiengangsleiter für Angewandte Psychologie am Campus Mühldorf am Inn der technischen Hochschule Rosenheim, selber Vater von zwei Kindern und Autor der Studie „Stärkung von Vaterschaft in Politik, Arbeitswelt, Bildungsinstitutionen und sozialen Diensten“, präsentierte einen Überblick über die Veränderungen der Vaterrolle im Laufe der letzten Jahrzehnte. Die Veränderungen in der Arbeitswelt auf Grund der Industrialisierung sowie die zwei Weltkriege haben tiefe Spuren in Familien hinterlassen, welche sich bis heute auswirken. Zwar sind die Väter in den letzten Jahrzehnten präsenter und werden auch stärker wahrgenommen, aber nur ca. 20% gelingt es das Leitbild von „neuer“ Vaterschaft auch praktisch umzusetzen. Die traditionellen Rollenbilder bilden da noch einen Hemmschuh, der durch gute Sensibilisierungsarbeit aufgebrochen werden können und nannte als Beispiel das Video zur Väterkarenz Kampagne in Österreich.
Danach präsentierte die Barbara Strobl (de) und Cristina Carion (it), vom Verein „Emotionelle Erste Hilfe“ ihr Unterstützungsangebot für Mütter, Väter und Kinder basierend auf einem interdisziplinären, körpertherapeutischen Ansatz von Thomas Harms, welcher die Eltern – Kind Bindung stärkt und bei der Bewältigung von Stress und Überforderung in schwierigen Momenten hilft. Nähere Infos beim Verein bzw. dem Buch „Keine Angst vor Babytränen“.
In der anschließenden Diskussion weist Yvonne Meyer darauf hin, dass seit kurzem auch in der Schweiz die Freistellung für Väter rund um die Geburt von einem auf 10 Tage verlängert wurde. Johannes Huber streicht nochmals den starken Einfluss von familienpolitischen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen auf die Väterpraxis hervor und nennt als positives Beispiel Island. Albert Tartarotti, Vater und Sozialpädagoge bei der Sozialgenossenschaft casa bimbo Tagesmütter berichtet, dass sich auch in der „italienischen Welt“ sich viel verändert hat, die Väter sind bei vielen Gelegenheiten präsenter, lediglich bei Familien mit Migrationsgeschichte dominieren noch die Frauen bei den Elternkontakten. Jakob Delago, Sozialpädagigik Student in Brixen und derzeit auf Praktikum bei väter aktiv reflektiert seine eigene Vaterrolle in den ersten Jahren, welche abwechselnd intensive Arbeits- wie Familienphasen hatte.
Hier der Link zur Online Aufzeichnung der Veranstaltung auf You Tube