vielfältiges Vatersein
Bericht über die Online-Präsentation der 5. Episode des Films „Geburt eines Vaters – vielfältiges Vatersein“ samt anschließender Diskussion
In der fünften Episode „vielfältiges Vatersein“ am 29. März ging es darum was für die Väter ein engagierter Vater ausmacht, was die Vaterschaft in ihrem Leben verändert hat, wie die Väter das Familienleben mit ihrem Privat- und Berufsleben vereinbaren, wie sie die familiären und beruflichen Aufgaben als Eltern aufgeteilt haben, ob es das Paar vor dem Kind noch gibt und ob sie sich derzeit eher als Vater oder Ehepartner fühlen.
Anschließend an die Präsentation der Filmepisode berichteten Martin Aichmüller und Matthias Prieth über ihre Erfahrungen. Martin Aichmüller, Kinderarzt, Mitglied von Ariadne – Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker berichtet über seine massive postnatale Depression, welche er zuerst selbst nicht erkannt bzw. verdrängt hat, sowie seinen Umgang damit. Er verbindet die anfänglichen Schwierigkeiten damit, dass es Männern zumeist schwer fällt über Gefühle zu reden. Zuerst gab es wenig Verständnis in seiner direkten Umgebung, aber sehr wohl viele positive Reaktionen als er über seine Probleme in der Öffentlichkeit berichtet hat. Matthias Prieth erzählt von seinen Erfahrungen, als seine Partnerin im 7. Monat das Kind verloren hat. Er fühlte sich im Krankenhaus nicht beachtet und alleine gelassen, da sich alle um die Frau kümmerten, nur die Putzfrau des Krankenhauses hat ihn angesprochen. Erst als es seiner Partnerin nach ca. einem Jahr besser ging, konnte er selbst mit der Verarbeitung der Trauer beginnen. Trotzdem spürte er bei der Geburt seiner zweiten Tochter, die Schwierigkeiten sie anzunehmen, da noch immer die Angst sie auch zu verlieren ihn blockierte. Er wünscht sich, dass eine psychotherapeutische Unterstützung für beide Eltern standardmäßig bei jeder Totgeburt angeboten wird.
Danach präsentierte Cristina de Paoli von Germoglio – La Strada / Der Sonnenschein – Der Weg ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Vätern bei konflikthaften Situationen in der Familie. Dem Team ist die Einbeziehung von Vätern wichtig, weil sie immer auch eine wichtige Rolle für die Kinder spielen. Dabei achten sie immer auch auf eine Balance zwischen Schutz (z.B. vor Gewalt bzw. Missbrauch) der Kinder und der Stärkung der Väter, die zumeist ein guter Vater sein wollen. Die Einrichtung arbeitet im Netzwerk mit den Sozialsprengel und der Schule und ist auch Partner im neuen Projekt „Frühe Hilfen“.
Eva Mair und später Cristina Carion von der EEH – Emotionellen Erste Hilfe berichten über ihre Erfahrungen und Angebote bei Fehl- bzw. Totgeburten. Sie achten immer darauf, dass beide Eltern die Möglichkeit haben über ihre Gefühle zu sprechen und sich in einem Ritual vom Kind verabschieden können, auch um für spätere Kinder wieder offen zu sein. Rituale sind aber nur dann hilfreich, wenn sie in Abstimmung mit den Eltern durchgeführt werden. Matthias Prieth berichtet über das positive Erlebnis als der Hausmeister im Krankenhaus einen kleinen Sarg gezimmert und ihnen geschenkt hat. Er erzählt auch vom Verein „Sternenkindfotografie“ in Deutschland, welche (zumeist) professionelle Fotografen vermitteln, damit die Eltern ein liebevolles Foto zu Erinnerung haben. Die eigentlich schwere Zeit waren die letzten Wochen vor der Geburt. Die Hilfe in dieser Zeit konzentrierte sich aber leider ausschließlich auf medizinische Aspekte, eine psychologische Unterstützung zur Bewältigung der Situation hat ihnen gefehlt. Das würde auch das hohe Trennungsrisiko nach Totgeburten reduzieren.
Zum Abschluss wurde noch kurz das Thema der pränatalen Diagnostik zur frühzeitigen Feststellung einer Behinderung bzw. Beeinträchtigung bzw. auch die Situation von Eltern bei schwerer Erkrankung des Kindes angesprochen. Männer und Frauen gehen oft sehr unterschiedlich damit um, dass kann zu Spannungen und Missverständnissen führen, welche ebenso das Trennungsrisiko steigern. Auch hier wäre eine interdisziplinäre Unterstützung mit geschlechtlich gemischten Teams sinnvoll und hilfreich.
Hier der Link zur gesamten Online Aufzeichnung auf You Tube