Hofübergabe
Mein Vater war ein wunderbarer Vater gewesen, aber er hatte nie den Mut gehabt am Hof größere Investitionen zu tätigen. Wohl auch, weil er erlebt hatte, mit welchen großen Entbehrungen und (finanziellen) Schwierigkeiten der Kauf des Hofs durch meine Großeltern in den 1920er Jahren verbunden gewesen war. Zudem war er der Auffassung, dass wenn es bis jetzt immer so funktioniert hatte, dann würde es auch in Zukunft so funktionieren. „Man darf nur nicht zu faul zum Arbeiten sein.“ Es dürfte aber auch eine Generationenfrage gewesen sein. Mein Vater war anfangs der 1920er Jahre geboren und damit 49 Jahre älter als ich. Wir kamen, wenn man sich die Veränderungen und Modernisierungen in der Landwirtschaft von 1920 bis zur Hofübergabe in den 1990er Jahren anschaut „von zwei anderen Planeten“. So sehr mein Vater mich als jüngsten Sohn vergötterte, so sehr unterschieden sich unsere Meinungen was die Hofbewirtschaftung und vor allem die Notwendigkeit von Investitionen betraf. Dass es in Folge der Investitionen, die ich dann am Hof tätigte große Diskussionen zwischen meinem Vater und mir gab, muss an dieser Stelle wohl nicht mehr erwähnt werden. Glücklicherweise versöhnten wir uns aber immer wieder. Obwohl mein Vater ursprünglich auch gegen die Renovierung des alten Wohnhauses gewesen war, konnte er anfangs der 2000er Jahre noch ein paar glückliche Jahre im neu renovierten Wohnhaus verbringen.
Sohn 1973
Vater 1924
Szenen: 1990-2010